Pax Christi Österreich übt scharfe Kritik an der US-Politik
22. Jun 2006
Stellungnahme der kirchlichen Friedensbewegung Pax Christi anlässlich des Besuchs von US-Präsident George W. Bush in Österreich
In diesen Tagen reist US-Präsident Bush nach Österreich. Pax Christi Österreich fühlt sich daher verpflichtet, auf einige Fakten der US-Politik hinzuweisen:
1976 - vor 30 Jahren - ging der Vietnamkrieg zu Ende. Nach 12 Jahren Krieg verließen die USA schließlich Vietnam. Als Kriegsgrund galt damals die Behauptung, der ganze südostpazifische Raum würde dem Kommunismus zufallen, wenn Vietnam nicht unter USEinfluss bliebe. Eine Million Soldaten und ca. vier Millionen Zivilisten fielen diesem Krieg zum Opfer. Die Umwelt von Vietnam, Laos und Kambodscha wurde durch US-Giftmittel nachhaltig geschädigt.
Heute, 30 Jahre später, führen die USA erneut Krieg und besetzen u.a. den Irak. Von diesem Land sagten die USA, es wäre eine Bedrohung für die Welt, weil es im Besitz von Massenvernichtungswaffen sei. Dies hat sich schon bald als falsch herausgestellt. Es war eine Lüge, um der Weltöffentlichkeit die neuerliche Kriegsführung medial erklären zu können.
Vor nunmehr drei Jahren hat Präsident Bush auf einem Flugzeugträger den Sieg über den Feind proklamiert und den Irakkrieg für beendet erklärt. Tatsächlich sterben aber wie die inzwischen rar gewordenen Pressemeldungen zu diesem Thema dokumentieren nach wie vor täglich hunderte Menschen - Iraker, US-Legionäre- und US/GB-Soldaten. Die USA besetzen nach wie vor das Land. Sie haben einen Bürgerkrieg losgetreten und kriminelle Banden auf den Plan gerufen. Offensichtlich richten sich die USA auf eine dauernde Präsenz im Irak ein. Sie haben viele Militärbasen aufgebaut und wollen so - auch wenn es eine Marionettenregierung von Irakern gibt - ihren Einfluss auf die Ölregion sicherstellen. Wie sonst lässt sich erklären, dass die USA in diesem fernen Land bleiben, nachdem der Bösewicht, der `bad guy´ Saddam Hussein, den die USA zuvor - im Krieg gegen den Iran - noch tatkräftig unterstützt hatten, gefangen ist?
Unter der Präsidentschaft von G. W. Bush sind die USA aus vielen internationalen Verträgen ausgestiegen. Sie lehnen den Internationalen Gerichtshof ab, das Kyoto-Protokoll wurde nicht ratifiziert, und den Vereinten Nationen wird das Leben schwer gemacht. Anstatt ein System kollektiver Sicherheit aufzubauen ergeht man sich in Großmachtpolitik.
Präsident Bush wird im Fernen Osten und speziell in der Arabischen Welt als Führer des Westens wahrgenommen. Diesem `Westen´ wird auch oft das Attribut `christlich´ beigefügt. Als Christen, die wir in der Nachfolge des Jesus von Nazareth stehen, der Gewalt erlitten und Feindesliebe gepredigt hat, müssen wir das Handeln der USA unter George W. Bush als zutiefst unchristlich beurteilen. Wer zu imperialer Gewalt greift, handelt jedenfalls der Botschaft Jesu Christi zuwider!
f. d. Vorstand von Pax Christi Österreich
Mag. Gotlind Hammerer (Vizepräsidentin)
DDr. Severin Renoldner (Vizepräsident)
Linz, den 20.06.2006